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Behandlung


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Eine Behandlung, eine OP sollte sehr, sehr sorgfältig überlegt werden - eine schnelle Entscheidung wird man/frau später wahrscheinlich bereuen. Auch bei Werbung, wie "Danach sehen Sie als wenn sie nie Keratokonus hatten" oder "....falls es nicht funktioniert, kann der Eingriff vollständig rückgängig gemacht werden"... sind mit großer Vorsicht zu betrachten.

Eins ist zurzeit sicher: Der Keratokonus bleibt - es gibt noch keine Behandlung oder Hilfsmittel, mit der man ihn vollständig wieder los werden könnte. Bei jeder Behandlung bleiben mehr oder weniger starke Einschränkungen zurück; für den Rest des Lebens.

Bei den 70-90% der nur leicht betroffenen wird das nicht groß etwas ausmachen. Da gibt es Brille / Brillen oder normale Kontaktlinsen - das wars.


Schwieriger wird es bei den wenigen stark Betroffenen, mit hoher Progression oder starker Ausdünnung der Hornhaut. Hier muss man sehr gut überlegen, für welche Art der Behandlung man sich entscheidet. Wenn man sich hier nach der Beratung von erfahrenen Ärzten aus einer Augenklinik mit viel Erfahrung bei allen Arten von Keratokonusbehandlungen richtet; eine Zweitmeinung einholt, dann kann man relativ sicher eine gute Entscheidung treffen.

Alles hat Vor- und Nachteile; hier eine Auswahl (nicht vollständig):

  • Brille:
    • Vorteil(e): Stellt gute Sicht wieder her. Hat keine Auswirkungen auf Tränenfilm und Hornhautoberfläche
    • Nachteil(e): Gleicht nicht die kleinen Schwankungen (Tage, Wochen, Monate) der Hornhautoberfläche aus; Kosten werden in der Regel nicht von den ges. Krankenkassen übernommen (nur bei Kindern und Jugendlichen)
      • Funktioniert nur bei leichtem und/oder stabilem Keratokonus
  • Einfache Kontaktlinsen
    • Vorteil(e): Stellen sehr gute Sicht her. Gleichen kleine Schwankungen der Hornhautoberfläche aus; sind einfach zu handhaben und zu reinigen. Es besteht die Möglichkeit, dass die Kosten zum Teil oder Vollständig von den ges. Krankenkassen übernommen werden
    • Nachteil(e): Vermindern die Sauerstoffversorgung der Hornhaut; Verändern den Tränenfilm; müssen gut angepasst sein, so dass die Hornhautoberfläche nicht berührt wird.
  • Spezielle Keratokonuslinsen
    • Vorteil(e): Stellen sehr gute Sicht her. Gleichen auch starke Verformungen der Hornhautoberfläche aus; lassen sich gut reinigen, aufbewahren und handhaben. Es besteht die Möglichkeit, dass die Kosten zum Teil oder Vollständig von den ges. Krankenkassen übernommen werden
    • Nachteil(e): Vermindern die Sauerstoffversorgung der Hornhaut; Verändern den Tränenfilm; müssen gut angepasst sein, so dass die Hornhautoberfläche nicht berührt wird. Es gibt in Europa nur wenige kompetente Anpasser von Keratokonuslinsen; d.h. es müssen weite Wege zur Anfahrt / Anpassung zeitlich und finanziell kalkuliert werden.
  • Sklerallinsen (Mini und Normal)
    • Vorteil(e): Stellen sehr gute Sicht her. Liegen auf dem Rand des Auges auf; berühren nicht die Hornhautoberfläche. Gleichen auch stärkste Verformungen der Hornhautoberfläche aus; lassen sich gut reinigen, aufbewahren und handhaben. Bei Unverträglichkeit für Kontakt- oder Keratokonuslinsen werden die Kosten zum Teil oder Vollständig von den ges. Krankenkassen übernommen
    • Nachteil(e): Vermindern die Sauerstoffversorgung der Hornhaut; Verändern den Tränenfilm. Es gibt in Europa nur wenige kompetente Anpasser von Keratokonus-Sklerallinsen; d.h. es müssen weite Wege zur Anfahrt / Anpassung zeitlich und finanziell kalkuliert werden.
  • Intra-Corneal-Linsen, Segmente oder Ringe
    • Generell: Sind eine gute Lösung bei Keratokonus der Stufen 1-2 (ggf. auch 3); das Ergebnis ist abhängig von der Lage des Konus; bei schwerem Keratokonus Stufe 3-4 wird nur selten ein gutes Ergebnis erreicht (es bleiben viele Abweichungen); allerdings kann damit oft eine Transplantation noch ein paar Jahre hinausgeschoben werden.
    • Vorteil(e): Stellen recht gute Sicht her. Schaffen Minimal-Invasiv eine relativ glatte Hornhautoberfläche.
    • Nachteil(e): Nur wenige Ärzte führen diese Methoden durch. Zusätzlich sind Kontaktlinsen und/oder Brille notwendig. Werden oft eingesetzt, um eine Transplantation noch um ein paar Jahre hinauszuzögern.
      • Werden die Implantate wieder entfernt, bleiben die Reaktionen der Hornhaut auf das Implantat und auf den Eingriff zurück.
  • Vernetzung
    • Vorteil(e): Stoppt in den meisten Fällen die Progression des Keratokonus und die weitere Verminderung der Zellzahl / Ausdünnung der Hornhaut dauerhaft (für 7-9 Jahre).
    • Nachteil(e):
      • Führt nicht zu einer Verbesserung der Sehstärke (wenn, dann nur zufällig). Kontaktlinsen oder ähnliches sind weiterhin notwendig.
      • Es gibt eine schier unüberschaubare Anzahl von Varianten dieser Behandlung; ohne die Möglichkeit die verschiedenen Methoden effektiv miteinander vergleichen zu können.
      • In Abhängigkeit von der individuellen Stoffwechselleistung ist es möglich, dass die Vernetzung nur kurze Zeit oder gar nicht funktioniert. Es gibt zurzeit nur wenige Kliniken, die Geräte haben, um die Stabilität der einzelnen Hornhautschichten vor und nach der Behandlung beurteilen können.
      • Eine Vernetzung führt häufig zu einer allgemein geringeren Vergträglichkeit von Kontaktlinsen.
      • In wenigen Fällen kann es Monate bis zu 1-2 Jahre dauern, bis sich die Hornhaut von der OP (Bestrahlung) wieder erholt hat.
  • Refraktive Chirurgie
    • Vorteil(e): Kann die Stabilität und die Sehstärke erhöhen.
    • Nachteil(e): Die Reaktion der Hornhaut ist nur zum Teil planbar. Auch bei einer TG-PRK in Kombination mit einer Vernetzung lässt sich nicht 100%ig vorhersagen, wie die Hornhaut auf den Eingriff reagiert. Es ist möglich, das hinterher weiterhin Kontaktlinsen o.ä. notwendig sind. In den wenigsten Fällen wird eine einfache Brille reichen.
  •  Transplantation
    • Vorteil(e): Verhindert eine akute Gefahr der Perforation der Hornhaut; stellt eine normale Hornhautdicke wieder her. Haltbarkeit: alles zwischen 5 und 30 Jahren möglich (je nach individueller Stoffwechselleistung). Mehrfache Transplantation ist möglich.
    • Nachteil(e): Ein passender Organspender muss gefunden werden. Kontaktlinsen oder ähnliches sind weiterhin notwendig. Ggf. müssen zeitweise oder dauerhaft Imunsuppressiva genommen werden. Eine dauerhafte Anpassung von Kontaktlinsen (o.ä.) ist erst nach Fadenzug, nach 1-2 Jahren möglich. Bei mehrfacher Transplantation steigt das Risiko von immunologischen Abstossungsreaktionen.

Das Ergebnis einer Behandlung, bzw. die Zufriedenheit mit dem Ergebnis ist entscheidend von der realistischen Einschätzung des erreichbaren Ergebnisses abhängig. Zurzeit stellt keine Behandlung die Sicht so wieder her, als wenn man keine Erkrankung gehabt hätte. Es wird immer gewisse Einschränkungen geben, eine gesunde, uneingeschränkte Sicht ohne Brille oder Kontaktlinsen wird in diesem Leben bei Betroffenen nicht mehr erreicht werden.

Brille hilft bei einigen, bei denen der Keratokonus wenig ausgeprägt und stabil ist. Kontaktlinsen helfen den meisten dauerhaft; auch spezielle Keratokonuslinsen und Sklerallinsen sind möglich. Auch Ringe, Segmente oder Linsen können in wenigen Fällen in die Hornhaut implantiert werden; z.B. um eine Transplantation noch ein paar Jahre hinauszuzögern. Eine Transplantation einer Spenderhornhaut hilft den wenigen schwer Betroffenen.

Überhaupt sollte bei jedem Eingriff bedacht werden, dass es keine Garantie für einen positiven Verlauf gibt. Auch wenn schon 1000 Betroffene bei diesem oder jenem Arzt oder Klinik gute Resultate hatten, kann es individuell auch mal negativ ausgehen.


.... wenn man/frau stärker betroffen ist, kann es sinnvoll sein, vor der Behandlung allgemeine Erfahrungen von anderen stärker Betroffenen zu berücksichtigen:

  • NIEMALS beide Augen gleichzeitig mit einer Operation (Vernetzung, Transplantation, PRK, etc.) behandeln lassen!
    • Zuerst wird das schlechtere Auge behandelt. Wenn etwas "schief geht", dann hat man immer noch das bessere Auge für Schule, Ausbildung, Studium oder Beruf. Auch wenn der Aufwand mehr als doppelt so hoch ist und es ggf. sogar insgesamt teurer wird (...bei zwei Augen bekommen sie 20% auf das zweite....):
      EGAL - NIE BEIDE AUGEN GLEICHZEITIG BEHANDELN LASSEN!
  • Mit einer Intra-Cornea-Linse oder einem Ring / Ringsegment kann man eine Transplantation noch ein paar Jahre "schieben". Das kann in jungen Jahren wichtig sein, denn eine Transplantation hält zwischen 10 und 30 Jahren.
    • Dabei nicht von Werbeversprechen locken lassen: Ja, ein Ring oder ein Ringsegment kann man wieder herausnehmen ABER die Hornhaut hat dennoch auf den Eingriff und die Implantate reagiert. Damit bleiben dauerhafte Veränderungen in der Hornhaut, die nicht mit dem Herausnehmen der Ringe / Segmente wieder verschwinden.
  • Mit einer Vernetzung kann man mit einer hohen Wahrscheinlichkeit die Progression dauerhaft stoppen; einen Versuch ist es wert. Allerdings gilt es zu bedenken, dass die Vernetzung auf Grund individueller Stoffwechseleigenschaften nicht bei allen Betroffenen gleich gut funktioniert.
  • Es gibt im Forum Berichte von Betroffenen, die ihr Leben komplett von "viel Streß" auf "ruhig und ausgeglichen" geändert haben und damit eine Änderung bei der Progression erreicht haben; oder zumindest gelernt haben, besser mit den chronischen Einschränkungen umzugehen.

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